Rocco
Gut, Söhnchen, gut,
hab' immer Mut,
dann wird's dir auch gelingen;
das Herz wird hart
durch Gegenwart
bei fürchterlichen Dingen.
Leonore (mit Kraft)
Ich habe Mut!
Mit kaltem Blut
will ich hinab mich wagen.
Für hohen Lohn
kann Liebe schon
auch hohe Leiden tragen.
Marzelline (zärtlich)
Dein gutes Herz
wird manchen Schmerz
in diesen Grüften leiden;
dann kehrt zurück
der Liebe Glück
und unnennbare Freuden.
Rocco
Du wirst dein Glück ganz sicher bauen.
Leonore
Ich hab' auf Gott und Recht Vertrauen.
Marzelline
Du darfst mir auch in's Auge schauen;
der Liebe Macht ist auch nicht klein,
ja, wir werden glücklich sein!
Leonore
Ja, ich kann noch glücklich sein!
Rocco
Ja, ihr werdet glücklich sein!
Der Gouverneur soll heut' erlauben,
daß du mit mir die Arbeit teilst.
Leonore
Du wirst mir alle Ruhe rauben,
wenn du bis morgen nur verweilst.
Marzelline
Ja, guter Vater, bitt' ihn heute,
in Kurzem sind wir dann ein Paar.
Rocco
Ja, der Gouverneur u.s.w.
Ich bin ja bald des Grabes Beute;
ich brauche Hilf', es ist ja wahr!
Leonore (für sich)
Wie lang' bin ich des Kummers Beute!
Du, Hoffnung, reichst mir Labung dar!
Marzelline (zärtlich gegen ihren Vater)
Ach, lieber Vater! was fällt euch ein?
Lang Freund und Rater müßt ihr uns sein!
Rocco
Nur auf der Hut, dann geht es gut,
gestillt wird euer Sehnen!
Gebt euch die Hand und schließt das Band
in süßen Freudentränen!
Marzelline
O habe Mut! O welche Glut,
o welch ein tiefes Sehnen!
Ein festes Band mit Herz und Hand!
O süße, süße Tränen!
Leonore
Ihr seid so gut, ihr macht mir Mut,
gestillt wird bald mein Sehnen!
(für sich)
Ich gab die Hand zum süßen Band,
es kostet bitt're Tränen!