menu-iconlogo
logo

Elektra, Op. 58, TrV 223: "Du! Du! Denn du bist stark! Wie stark du bist"

logo
Тексты
ELEKTRA

Du! Du!

denn du bist stark!

Wie stark du bist! dich haben

die jungfräulichen Nächte stark gemacht.

Überall ist so viel Kraft in dir!

Sehnen hast du wie ein Füllen,

schlank sind deine Füße.

Wie schlank und biegsam -

leicht umschling ich sie -

deine Hüften sind!

Du windest dich durch jeden Spalt,

du hebst dich durchs Fenster!

Laß mich deine Arme fühlen:

wie kühl und stark sie sind!

Wie du mich abwehrst,

fühl' ich, was das für Arme sind.

Du könntest erdrücken,

was du an dich ziehst.

Du könntest mich oder einen

Mann in deinen Armen ersticken!

Überall ist so viel Kraft in dir!

Sie strömt wie kühles,

verhalt'nes Wasser aus dem Fels.

Sie flutet mit deinen Haaren

auf die starken Schultern herab!

Ich spüre durch die Kühle deiner Haut

das warme Blut hindurch, mit meiner Wange

spür' ich den Flaum auf deinen jungen Armen!

Du bist voller Kraft, du bist schön,

du bist wie eine Frucht an der Reife Tag.

CHRYSOTHEMIS

Laß mich!

ELEKTRA

Nein, ich halte dich!

Mit meinen traurigen,

verdorrten Armen

umschling' ich deinen Leib,

wie du dich sträubst,

ziehst du den Knoten nur noch fester,

ranken will ich mich rings um dich,

versenken meine Wurzeln in

dich und mit meinem Willen

dir impfen das Blut!

CHRYSOTHEMIS

Laß mich!

ELEKTRA

Nein! ich laß dich nicht!

CHRYSOTHEMIS

Elektra, hör' mich.

Du bist so klug,

hilf uns aus diesem Haus,

hilf uns ins Freie.

Elektra, hilf uns, hilf uns ins Freie!

ELEKTRA

Von jetzt an will ich

deine Schwester sein,

so wie ich niemals

deine Schwester war!

Getreu will ich mit dir

in deiner Kammer sitzen

und warten auf den Bräutigam.

Für ihn will ich dich salben

und ins duftige Bad

sollst du mir tauchen

wie der junge Schwan

und deinen Kopf

an meiner Brust verbergen,

bevor er dich,

die durch den Schleier glüht

wie eine Fackel,

in das Hochzeitsbett

mit starken Armen zieht.

CHRYSOTHEMIS

Nicht, Schwester, nicht.

Sprich nicht ein solches Wort in diesem Haus.

ELEKTRA

O ja! weit mehr als Schwester bin ich dir

von diesem Tage an: ich diene dir

wie eine Sklavin.

Wenn du liegst in Weh'n,

sitz' ich an deinem Bette Tag und Nacht,

wehr' dir die Fliegen, schöpfe kühles Wasser,

und wenn auf einmal auf dem nackten Schoß

dir ein Lebendiges liegt, erschreckend fast,

so heb' ich's empor, so hoch, damit

sein Lächeln hoch von oben in die tiefsten,

geheimsten Klüfte deiner Seele fällt

und dort das letzte, eisig Gräßliche

vor dieser Sonne schmilzt und du's in hellen

Tränen ausweinen kannst.

CHRYSOTHEMIS

O bring mich fort!

Ich sterb' in diesem Haus!

ELEKTRA

Dein Mund ist schön,

wenn er sich einmal auftut, um zu zürnen!

Aus deinem reinen,

starken Mund muß furchtbar

ein Schrei hervorsprüh'n,

furchtbar, wie der Schrei der Todesgöttin,

wenn man unter dir so daliegt,

wie nun ich.

CHRYSOTHEMIS

Was redest du?

ELEKTRA

Denn eh' du diesem Haus

und mir entkommst, mußt du es tun!

Dir führt

kein Weg hinaus als der. Ich laß dich nicht,

eh du mir Mund auf Mund es zugeschworen,

daß du es tun wirst.

CHRYSOTHEMIS

Laß mich!

ELEKTRA

Schwör', du kommst heut' nacht,

wenn alles still ist,

an den Fuß der Treppe!

CHRYSOTHEMIS

Laß mich!

ELEKTRA

Mädchen, sträub' dich nicht!

es bleibt kein Tropfen Blut am Leibe haften:

schnell schlüpfst du aus dem blutigen Gewand

mit reinem Leib ins hochzeitliche Hemd.

CHRYSOTHEMIS

Laß mich!

ELEKTRA

Sei nicht zu feige! Was du jetzt

an Schaudern überwindest, wird vergolten

mit Wonneschaudern Nacht für Nacht -

CHRYSOTHEMIS

Ich kann nicht!

ELEKTRA

Sag, daß du kommen wirst!

CHRYSOTHEMIS

Ich kann nicht!

ELEKTRA

Sieh, ich lieg' vor dir,

ich küsse deine Füße!

CHRYSOTHEMIS

Ich kann nicht!

ELEKTRA

Sei verflucht!

Elektra, Op. 58, TrV 223: "Du! Du! Denn du bist stark! Wie stark du bist" от Richard Strauss/Birgit Nilsson/Wiener Philharmoniker - Тексты & Каверы