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Elektra, Op. 58, TrV 223: "Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren"

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CHRYSOTHEMIS

Ich kann nicht sitzen

und ins Dunkel starren wie du.

Ich hab's wie Feuer in der Brust,

es treibt mich immerfort

herum im Haus,

in keiner Kammer leidet's mich,

ich muß von einer Schwelle

auf die andre, ach!

treppauf, treppab, mir ist,

als rief' es mich,

und komm' ich hin,

so stiert ein leeres Zimmer

mich an. Ich habe solche Angst,

mir zittern die Knie bei Tag und Nacht,

mir ist die Kehle wie zugeschnürt,

ich kann nicht einmal weinen,

wie Stein ist alles! Schwester,

hab Erbarmen!

ELEKTRA

Mit wem?

CHRYSOTHEMIS

Du bist es, die mit

Eisenklammern

mich an den Boden schmiedet.

Wärst nicht du,

sie ließen uns hinaus.

Wär' nicht dein Haß,

dein schlafloses,

unbändiges Gemüt,

vor dem sie zittern, ah,

so ließen sie uns ja heraus

aus diesem Kerker, Schwester!

Ich will heraus!

Ich will nicht jede Nacht

bis an den Tod hier schlafen!

Eh' ich sterbe,

will ich auch leben!

Kinder will ich haben,

bevor mein Leib verwelkt,

und wär's ein Bauer,

dem sie mich geben,

Kinder will ich ihm gebären

und mit meinem Leib sie wärmen

in kalten Nächten,

wenn der Sturm die Hütte

zusammenschüttelt!

Hörst du mich an?

Sprich zu mir, Schwester!

ELEKTRA

Armes Geschöpf!

CHRYSOTHEMIS

Hab Mitleid mit dir selber

und mit mir!

Wem frommt denn solche Qual?

Der Vater, der ist tot.

Der Bruder kommt nicht heim.

Immer sitzen wir auf der Stange

wie angehängte Vögel,

wenden links und rechts den Kopf

und niemand kommt,

kein Bruder,

kein Bote von dem Bruder,

nicht der Bote von einem Boten, nichts!

Mit Messern gräbt Tag um Tag in dein

und mein Gesicht sein Mal,

und draußen geht die Sonne auf und ab,

und Frauen, die ich schlank gekannt hab',

sind schwer von Segen,

mühn sich zum Brunnen,

heben kaum die Eimer,

und auf einmal

sind sie entbunden ihrer Last,

kommen zum Brunnen wieder,

und aus ihnen selber quillt süßer Trank,

und säugend hängt ein Leben

an ihnen, und die Kinder werden groß -

Nein, ich bin ein Weib

und will ein Weiberschicksal.

Viel lieber tot,

als leben und nicht leben.

ELEKTRA

Was heulst du?

Fort! Hinein!

Dort ist dein Platz!

Elektra, Op. 58, TrV 223: "Ich kann nicht sitzen und ins Dunkel starren" от Richard Strauss/Birgit Nilsson/Wiener Philharmoniker - Тексты & Каверы